14. Juni 2018

Ätherische Öle vermitteln Demenz-Patienten Ruhe, Sicherheit & Wohlbefinden

Selbst schwer demente Patienten können sich an ihre Kindheit erinnern - wenn ihnen bestimmte Düfte in die Nase steigen: So ruft Lavendel häufig Erinnerungen an die Mutter oder Großmutter wach.

Wie eine Studie zeigt, profitieren besonders unruhige und ängstliche Demenz-Patienten von aromatherapeutischen Anwendungen. Nach der Inhalation oder Anwendung mit ätherischen Ölen sind sie deutlich entspannter, schlafen besser und haben eine höhere Lebensqualität. Immer mehr Senioreneinrichtungen machen sich die sanfte Unterstützung aus der Natur daher zunutze, um Patienten, Pflegekräften und Angehörigen den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und Abwechslung in den Heimalltag zu bringen.

Für eine im Jahr 2015 veröffentlichte experimentelle Studie waren Forscher der Frage nachgegangen, ob nicht-medikamentöse Therapieansätze einen messbaren Effekt auf die Agitiertheit von Demenz-Patienten haben. Agitation (Angst / Unruhe) ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen von Demenzerkrankungen. Sie zeigt sich in Form unangemessener körperlicher Handlungen (bis hin zur Gewalt) und verbalen Äußerungen. Bislang werden agitierte Demenz-Patienten vor allem mit entsprechenden Medikamenten, sogenannten Antipsychotika, behandelt. Da diese Medikamente oft schwere Nebenwirkungen haben, suchen Forscher auf der ganzen Welt seit langem nach sicheren und wirksamen Alternativen.

Für die Studie wurden in Taiwan knapp 190 Studienteilnehmer aus sechs Einrichtungen untersucht. Am Ende des Untersuchungszeitraumes zeigte sich, dass sich der Zustand der Patienten durch die aromatherapeutische Behandlung (Einreibung / Massage) gegenüber der weiterhin konventionell behandelten Kontrollgruppe deutlich verbesserte.

Düfte helfen, den Heimalltag zu gestalten

In vielen Pflegeeinrichtungen hat sich die Aromatherapie aufgrund der guten Erfahrungen längst als wichtiger Baustein zur Behandlung von Angst und Unruhe bei Demenzpatienten etabliert. Wie aus zahlreichen Untersuchungen bekannt ist, fördern vor allem Lavendel, Orange und Zitronenmelisse - über die Haut oder sanfte Raumbeduftung aufgenommen - die Entspannung, beruhigen Nerven, Herzschlag und Atemfrequenz und sorgen außerdem für einen gesunden Schlaf.

Petra Kaufmann, Altenpflegerin im Bereich Geriatrie und Gerontopsychiatrie, schätzt die positiven Effekte ätherischer Öle seit vielen Jahren. Wie sie weiß, ist die Erkrankung bei vielen Demenz-Patienten bereits weit fortgeschritten, wenn sie in den stationären Bereich einer Pflegeeinrichtung aufgenommen werden. Durch den Verlust der eigenen Wohnung sei das Leben der Menschen oft von Unruhe und Ängsten geprägt. "Mit Düften können wir den täglichen Umgang mit diesen Patienten besonders individuell und feinfühlig gestalten", berichtet die Pflegepädagogin. "Für mich ist Orangenöl zum Beispiel eine richtige Wunderwaffe. Selbst an dunklen Tagen bringt es die Menschen dazu aufzustehen. Und beim Duft von Lavendel erinnern sich sogar schwer Demente ganz oft an ihre Kindheit zurück - etwa an ihre Mutter oder Großmütter. Die Wirkung von Kaffeeduft kennen wir alle: Er zeigt an, welche Tageszeit es gerade ist und hilft uns so, den Alltag zu strukturieren."

Maria M. Kettenring, Deutschlands führende Aromaexpertin, erläutert, wie die Düfte dabei "funktionieren": "Die Anwesenheit von (natürlichen) Duftstoffen kann körpereigene Botenstoffe durch einen komplizierten Umwandlungsprozess aussenden, beispielsweise Serotonin, Noradrenalin, Endorphine etc. Diese Stoffe sind dafür verantwortlich, dass wir uns plötzlich aktiviert fühlen. Mit den Inhaltsstoffen der ätherischen Öle wird zusätzlich die körperliche Ebene angesprochen. Lavendel ist in der Fachliteratur etwa bekannt dafür, dass er beruhigend wirkt. Voraussetzung ist allerdings ein echtes ätherisches Lavendelöl, kein Lavandin, Hybride oder gar ein synthetischer Verschnitt."

Aromapflege und natürlich aromatisierte Räume: Wohlfühl-Ambiente, Pflege-Unterstützung und "duftende" Visitenkarte

Aromakundlich ausgerichtete Pflegemaßnahmen können durch eine dazu passende natürliche Aromatisierung der Räume unterstützt werden. In vielen Einrichtungen sind Naturduft-Anwendungen schon aktiv in die Betreuungsangebote eingebunden. Über die feine Aromatisierung der Räume mit 100 Prozent naturreinen ätherischen Ölen ermöglichen Seniorenresidenzen ihren Gästen, Besuchern und Bewohnern ein wohltuendes Dufterlebnis. Durch die desinfizierende, antivirale und antibakterielle Wirkung der ätherischen Öle wird die Raumluft gleichzeitig gereinigt und von unangenehmen Gerüchen befreit. Im pflegerischen Alltag erwiesen sich die natürlichen Öle nicht nur als unmittelbar wirkungsvoll in der Patientenarbeit, sondern vermitteln insgesamt eine wohltuend-heimelige Atmosphäre, die auch den Pflegeabläufen zugutekommt.

 
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