
Natur pur bleibt stets Trumpf
PRIMAVERA Einkaufleiter Gerhard Benz verknüpft seit 30 Jahren persönliche Passion mit beruflichem Auftrag.
Wenn man Gerhard Benz zu den in den Medien allgegenwärtigen Themen wie Fair Trade, Bio-Boom und Nachhaltigkeit anspricht, huscht ein wissendes Schmunzeln über sein Gesicht. Denn was dem Hype um alles, was „bio“ ist oder sein soll, derzeit zur Ehre gereicht, ist für ihn seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Und Grundlage seines beruflichen Handelns als Rohstoff-Chefeinkäufer bei PRIMAVERA LIFE.
Wie kaum ein anderer weiß Gerhard Benz um die Wichtigkeit der Rohstoff-Qualität bei ätherischen Ölen und Basis- und Samenölen. Denn diese sind die Voraussetzung für die nachgewiesenen Eigenschaften der PRIMAVERA-Produkte. Agrar-Ingenieur Gerhard Benz ist, gemeinsam mit den PRIMAVERA LIFE-Gründern Ute Leube und Kurt Ludwig Nübling, selbst ein Bio-Pionier der ersten Stunde – und damit fest verwurzelt in der PRIMAVERA-Erfolgsgeschichte. Er hat seine Passion für die Verbundenheit mit der Natur und für den Erhalt der Naturschätze zum Beruf gemacht. Wobei Beruf und Berufung für ihn kaum zu trennen sind – und damit ein Glücksfall für das Unternehmen PRIMAVERA. Mit Leib und Seele setzt sich Benz seit mehr als 30 Jahren für globales nachhaltiges Handeln ein. Intensiver Kontakt mit Menschen exotischer Länder, die Wertschätzung von kleinbäuerlichen Beetkulturen, die in mühevoller Handarbeit beackert werden, sind die Triebfedern, wenn es darum geht, so natürlich wie irgend möglich anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten und dabei den sozial-ethischen Mehrwert im Auge zu behalten.
Die Welt erkunden – Traditionen bewahren
Aber der Reihe nach: Wie verschlug es den rotbärtigen Schwaben nach Oy-Mittelberg ins Allgäu zu PRIMAVERA? Und woher kommt die so starke Verknüpfung mit der Natur, die bis heute die Initialzündung seines täglichen Engagements darstellt? Genau genommen reichen diese Wurzeln bis in die Kindertage zurück, denn Gerhard Benz und Kurt Ludwig Nübling, Unternehmensmitgründer von PRIMAVERA LIFE, stammen beide aus dem gleichen Ort im schwäbischen Kirchheim/Teck. Schon damals einte die beiden Schulbuben die schiere Abenteuerlust und das „draußen sein“, das Beschäftigen mit Dingen, wie nur die Natur sie bereithält. So gehört das Imkern beispielsweise zu diesen Leidenschaften. Die Liebe zu den emsigen Bienenvölkern hat er Zeit seines Lebens fortgeführt. Was heute wieder voll im Trend liegt, hat Gerhard Benz schon immer als wohltuende Entspannung und Abwechslung empfunden. Das gilt bis heute.
Auch wenn sich die Wege zeitweilig wieder trennten, blieben Nübling und Benz in den 70er Jahren stets wohlgesonnen in Kontakt, Besuche im Allgäu eingeschlossen, zum Beispiel zum Skifahren. Benz studierte Landwirtschaft mit Schwerpunkt Sonderkulturen an der Fachhochschule in Nürtingen. Dies kam seinem Faible für den Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen sehr entgegen, was er schließlich auch in seiner Diplomarbeit thematisierte. Nach Abschluss des Studiums als Diplom-Agraringenieur (FH) Ende der 70er Jahre zog es ihn dann in die weite Welt. Benz begründet seine Reiselust ganz pragmatisch: „Ich war schon immer abenteuerlustig und begebe mich gern dahin, wo das Unbekannte auf mich wartet. Den eigenen Pinselstrich setzen, improvisiert handeln, mich schreckt so schnell nichts.“ Als Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) reiste er zunächst nach Peru ins „Heilige Tal der Inkas“ bei Cusco, wo er als Imker und Obstbauer die Einheimischen an der Landwirtschaftsschule unterrichtete.
Respekt vor Mensch und Natur
Die erlebte Einzigartigkeit der Naturvölker, die unberührte Natur und die Nutzung der vollen Pflanzenkräfte unter Berücksichtigung von umweltschonenden Anbau- und Erntegepflogenheiten inspirierten Gerhard Benz nach seiner Rückkehr nach Deutschland, sich auf diesem Gebiet weiter zu qualifizieren. Er absolvierte ein Aufbaustudium zum Wirtschafsingenieur an der Fachhochschule Nürtingen, Themenschwerpunkt Ökonomie und Ökologie in Wirtschaftssystemen von Entwicklungsländern. Im Rahmen eines „Anbauforschungsprojekts zur Inkulturnahme heimischer Heilpflanzen“ reiste er erneut nach Peru und beschäftigte sich nun wissenschaftlich mit der Gewinnung reiner ätherischer Öle. Auf tagelangen Exkursionen begab er sich auf die Suche nach besonderen Heilpflanzen, die zum Anbau geeignet waren. Kundige einheimische Heiler gaben vertrauensvoll ihr Wissen preis. Schnell wurde klar, dass diese Jahrhunderte alte Erfahrungsmedizin einen unermesslichen Schatz verkörperte, den es zu nützen, aber auch zu schützen galt.
Kleinbäuerliche Beetkultur erhalten
„Ich war so beeindruckt von der mühevollen Arbeit, wie die Pflanzen vor Ort, direkt auf dem Feld geerntet und gleich destilliert wurden, dass ich mich hier konstruktiv einbringen wollte“, lässt Benz diese Zeit Revue passieren. „Es war mir ein Anliegen, auch größere Mengen der Heilkräuter Myrte Anden und Eisenkraut Anden anzubauen und ätherisches Öl daraus gewinnen zu können. Ich wollte die tollen Rohstoffe möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.“ Das bedeutet aber auch, dass dieses unberührte Natur-pur-Paradies mit seinen darin lebenden Menschen erhalten bleiben musste. Denn das Wirkprofil der Pflanze kommt nur in voller Gänze zum Tragen, wenn man so nah wie irgend möglich an der Ursprünglichkeit der Pflanzen bleibt, und zwar genau dort, wo die Pflanze eben am besten gedeiht. Und wenn man der Natur etwas nimmt, muss man auch wieder etwas zurückgeben. Gerhard Benz bringt den wechselseitigen Anspruch an die Balance der Natur auf den Punkt: „Naturparadiese gilt es zu erhalten. Das heißt, man muss auch die Menschen da abholen, wo sie stehen – und ihnen bei der Umstellung auf Bio-Anbau helfen. Das kann mehrere Jahre Vorlauf in Anspruch nehmen.“
Das Peru-Projekt solle nicht das einzige bleiben. Nachdem Benz nun über gute Kontakte verfügte, lag es nahe, auch in anderen Ländern exklusive Anbaupartner zu finden. Die Umstellung auf Bio-Anbau erfordert viel Vorarbeit, die auch PRIMAVERA LIFE aktiv in die Pflicht nimmt, Risiko eingeschlossen, zum Beispiel, wenn die Ernte ganz ausfällt. Finanzierunghilfen bei der Umstellung auf Bio-Anbau, Abnahmegarantien zu fairen Konditionen, Schulung und Weiterbildung, Übernahme von Zertifizierungskosten sind nur einige Kernpunkte dieser Kooperation, die den gegenseitigen Respekt und das Lernen voneinander voraussetzen. So sind über die Jahre freundschaftliche Geschäftsbeziehungen entstanden. Gerhard Benz stellt klar: „Uns geht es immer um die Sache und nicht zu allererst um Gewinnmaximierung und Vermarktung. In jedem Fall ist ein langer Atem erforderlich, wenn man von Grund auf nachhaltig handeln will. Schnellschuss-Aktionen kommen für uns nicht infrage. Nachhaltiges Handeln bedeutet auch, dass man Rückschläge verkraften muss, beispielsweise, wenn Naturkatastrophen die Ernte im Wortsinn verhageln.“
12 Bio-Anbaupartner weltweit
Heute bezieht PRIMAVERA einen Großteil der mehr als 140 Pflanzenrohstoffe von 12 Bio-Anbaupartnern weltweit. Das Netz reicht von Italien mit Partnern in Sizilien und Piemont über Bhutan (mit Lemongrass aus Wildsammlung in Bio-Qualität), Korsika (Immortelle, Rosmarin, Hamameliswasser), Ägypten (u.a. Basilikum, Jasmin, Neroli) bis nach Nepal (u.a. Citronella) und dem Taurus-Projekt in der Türkei mit dem ätherischen Öl der Rose türkisch. So kommt die Welt mit seinen Schätzen der Natur ins Allgäu, an den Firmensitz in Oy-Mittelberg. Dort werden die wertvollen Rohstoffe für die Produktentwicklung und -produktion verwendet, wobei die Qualitätssicherung sehr hohe Anforderungen stellt. Jede neue Lieferung unterliegt strengen Kontrollen, die z. T. über den gesetzlichen Vorgaben liegen. Auch hier ist Gerhard Benz gefordert, seine Kompetenz einzubringen.
Häufig kommen auch alte Verbindungen ins Spiel, wenn sich neue Projekte abzeichnen, denn auch hier gilt: „Stillstand ist Rückstand“. Gerhard Benz ist unermüdlich, wenn es darum geht, Neues in fernen Ländern auszukundschaften und die Wege zu ebnen. So konnte zum Beispiel in Peru ein Kakao-Anbauprojekt wahr werden. Zarte Bande entspinnen sich auch nach Kambodscha, wo eine ehemalige PRIMAVERA-Kollegin lebt und Kontakte vermittelte. „Vom ersten Gespräch bis zur ersten Ernte und Lieferung ist es eine zeitaufwändige Sisyphos-Arbeit und nervenaufreibende Ämter-Odyssee. Unternehmensberater würden da oftmals die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, beschreibt Gerhard Benz seine Bemühungen im Dienste der Nachhaltigkeit und jenseits jeglicher Flower-Power-Romantik. Aber sein Pioniergeist, die nötige Abenteuerlust und auch die stoische Ruhe sind ihm über die vielen Jahre nicht abhandengekommen.
In gut einem Jahr wird sich Gerhard Benz in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden – wobei Un-Ruhestand wahrscheinlich besser zutrifft. Seine Verantwortung als langjähriger Produktionsleiter hat er schon übergeben, den Rohstoffeinkauf begleitet er nach wie vor mit großer Gewissenhaftigkeit. Denn die Begeisterung für die wertvollen Pflanzenkräfte aus aller Welt wird ihn auch weiterhin mit PRIMAVERA in Verbindung halten.