18. Februar 2022

Die drei größten Irrtümer über ätherische Öle

Ätherische Öle werden aufgrund ihrer psychischen wie körperlichen Wirksamkeit seit Jahren immer populärer. Nach wie vor kursieren aber viele Fehlinformationen über ihren Nutzen und die richtige Anwendung.

„Die Tatsache, dass gerade im Netz immer wieder verwirrende oder sogar falsche Informationen im Umlauf sind, zeigt, wie wichtig Aufklärung und wissenschaftlich basierte Aussagen sind“, sagt unsere langjährige Seminarleiterin Anusati Thumm. Die international renommierte Aromatherapie-Expertin nennt die drei unserer Erfahrung nach häufigsten Irrtümer:

Irrtum 1: Ätherische Öle können „heilen“

Ätherische Öle sind als komplexe Gemische nicht nur selbst unglaublich vielfältig, auch ihre Wirkungsweisen sind es. So können Baumöle beispielsweise die Atmung vertiefen und für einen ruhigeren und erholsameren Schlaf sorgen.

Lavendelöl hilft bei Stress oder Einschlafproblemen, Orangenöl kann Ängste und Anspannung lindern und die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Andere Öle haben sich als sehr wirksam erwiesen, wenn es darum geht, die Anzahl der Keime in der Raumluft zu reduzieren, ausgleichend zu wirken oder das Wohlbefinden zu stärken, denn ätherische Öle wirken stets auf der körperlichen und seelischen Ebene.

In Verbindung mit wertvollen Pflanzenölen lassen sich außerdem duftende und intensiv pflegende Körperpflegemischungen herstellen. Bei Fieber, Erkältungen, Muskel- und Gelenkproblemen sowie Bauchbeschwerden können Wickel, Kompressen oder Auflagen Erleichterung verschaffen.

„Ätherische Öle können also wirklich viel. Wer aber den Eindruck erweckt, eine medizinisch behandlungsbedürftige Erkrankung könne mit ihrer Hilfe geheilt werden, handelt abseits wissenschaftlich basierter Erkenntnisse“, so Anusati Thumm.


Irrtum 2: Ätherische Öle sind „gesund“ – egal, wie man sie anwendet

Auch diese Aussage ist so nicht richtig. Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Pflanzenwirkstoffe, die sparsam dosiert werden sollten. Viele von ihnen sind potenziell haut- und schleimhautreizend. Sie dürfen daher – mit wenigen Ausnahmen – nicht pur angewendet werden und nicht mit den Augen oder Schleimhäuten in Berührung kommen.

PRIMAVERA

Deswegen haben sie beispielsweise auch auf offenen Wunden nichts verloren – außer eine aromatherapeutisch versierte Ärztin oder ein Arzt verordnen dies genau so. Für die Hautpflege sollten ätherische Öle bis auf wenige Ausnahmen nur in Mischungen mit einem Bio-Pflegeöl angewendet werden.

Auch von einer innerlichen Einnahme ist grundsätzlich abzuraten. Eine Ausnahme bilden ätherische Öle, die als Lebensmittel deklariert und damit zur Aromatisierung von Lebensmitteln geeignet sind – wie etwa die von Vegaroma.

Die EU-Deklarationspflicht schreibt vor, dass sich Hersteller für eine bestimmte Anwendungsform entscheiden und dies entsprechend in der Kennzeichnung deutlich machen müssen.

Meistens sind ätherische Öle als kosmetisches Mittel zur Hautanwendung oder als Bedarfsgegenstand zur Raumbeduftung deklariert. In beiden Fällen ist eine orale Einnahme nicht vorgesehen.

Bei seriösen Anbietern geht die Deklaration eindeutig aus den Informationen auf der Banderole hervor.


Irrtum 3: Ätherische Öle sind immer unverfälschte Naturprodukte

Auch das ist leider nicht der Fall. Hochwertige, naturreine Öle werden ausschließlich direkt aus den Blättern, Blüten, Samen, Früchten, Zweigen und Wurzeln der Ursprungspflanze gewonnen und nicht „gestreckt“. Schwankungen der Inhaltsstoffe, die von der Bodenbeschaffenheit, dem Klima und den Witterungsverhältnissen während des Wachstums und der Erntezeit sowie der Pflanzengattung abhängig sind, werden bei dieser höchsten Qualitätsstufe nicht „nachgebessert“.

PRIMAVERA

100 Prozent naturreine ätherische Öle enthalten daher auch keine biotechnologisch hergestellten Duftstoffe, die laut Gesetz als „natürlich“ bezeichnet werden dürfen.

Deswegen sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass das ätherische Öl keine synthetischen oder „naturidentischen“ Zusatzstoffe enthält, sondern vollkommen naturbelassen ist, möglichst aus zertifiziertem Bio-Anbau.

Der Grund: Synthetische, also künstlich produzierte Duftstoffe, enthalten keine pflanzliche Information. So ist es bis heute nicht möglich, naturreine ätherische Öle, die teilweise mehrere hundert Substanzen enthalten und deswegen auch als Vielstoffgemische bezeichnet werden, im Labor „nachzubauen“.

Neben den beschriebenen naturreinen ätherischen Ölen gibt es auch sogenannte standardisierte ätherische Öle. Das sind nach Arzneibuch (DAB, ÖAB) standardisierte Öle, die bezüglich ihrer Inhaltsstoffe, der Inhaltsstoff-Mengen und der Dichte dem Standard der landesspezifischen Arzneibücher entsprechen müssen.

Diese Vorgaben garantieren ein ätherisches Öl mit stets gleichbleibenden Inhaltsstoffen und physikalischen Eigenschaften.

Entspricht ein natürliches ätherisches Öl nicht diesem Standard, werden naturidentische oder isolierte Inhaltsstoffe wie Geraniol oder Menthol zugesetzt – damit ist es aber auch kein naturreines Produkt mehr!

 
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